Dreißigjähriger Krieg

Die erste Seite des im Juli 1652 angefertigten Einwohnerverzeichnisses, in dem nicht nur die Namen aller in Kronau lebenden Männer aufgeschrieben wurden; es wurde auch tabellarisch erfasst, ob sie verheiratet und wie viele Söhne und Töchter vorhanden waren.zoom
Die erste Seite des im Juli 1652 angefertigten Einwohnerverzeichnisses, in dem nicht nur die Namen aller in Kronau lebenden Männer aufgeschrieben wurden; es wurde auch tabellarisch erfasst, ob sie verheiratet und wie viele Söhne und Töchter vorhanden waren.

Seine größte Katastrophe erlebte Kronau in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges, zwischen 1618 und 1648. Allerdings lässt sie sich nur in ihrem Ausmaß grob bestimmen und nicht in ihren Details beschreiben: So verbreitet war das Unglück in der Region, dass die Schicksalsschläge, die ein einzelnes Dorf trafen, von der Herrschaft gar nicht festgehalten wurden, und die Betroffenen selbst hatten genug damit zu tun, irgendwie zu überleben.

Es dauerte bis 1621/22, bis der Krieg in die südwestliche Ecke des Reiches kam. Aber auch dann hielten sich die Belastungen noch ein paar Jahre in Grenzen. Die schrecklichsten Zeiten brachen in den 1630er und frühen 1640er Jahren über die Gegend herein, als Schweden, Franzosen und Kaiserliche um die Vorherrschaft – und das heißt konkret: um den Besitz der Festung Philippsburg – kämpften. In die direkten Kriegshandlungen wurde die Bevölkerung nur begrenzt hineingezogen und die Kronaus wahrscheinlich gar nicht. Die Schäden ergaben sich indirekt: durch Raubzüge und Plünderungen, durch die Zerstörung der Saaten und das Schlachten des Viehs. Die Menschen, zudem geschwächt durch Folter und Vergewaltigungen, litten Hunger, waren geschwächt und wurden leichte Opfer von Krankheiten und Seuchen.

Die Größenordnung der Verluste lässt sich durch verschiedene Bevölkerungszählungen abschätzen. Von den 90 Haushalten, die es vor dem Krieg gegeben hatte, waren 1644 noch elf, 1645 noch acht vorhanden. Die genauen Haushaltsgrößen sind nur zum Teil bekannt. Nimmt man nur einmal an, dass sie ungefähr gleich blieben, ist ein Bevölkerungsverlust von mehr als 90 Prozent zu veranschlagen.

Nun bedeutet dies nicht, dass tatsächlich neun von zehn Kronauern in jenen Jahren verstorben wären. Eine ganze Reihe von ihnen wird auch nur in sicherere Gebiete geflohen sein. Dafür spricht, dass bereits 1652 wieder 24 Familien mit insgesamt 92 Personen im Dorf lebten. Aber selbst dies bedeutete einen Rückgang von rund 75 Prozent im Vergleich zu den Vorkriegsjahren und entspricht dem Wert, der für die Hauptzerstörungsgebiete des Alten Reiches ermittelt wurde.

Die zeitgenössische Darstellung, wie Soldaten ein Dorf plündern und niederbrennen, stammt aus Jaques Callots (1592–1635) 1633 veröffentlichten 18teiligen „Großen Kriegsfolge“.zoom
Die zeitgenössische Darstellung, wie Soldaten ein Dorf plündern und niederbrennen, stammt aus Jaques Callots (1592–1635) 1633 veröffentlichten 18teiligen „Großen Kriegsfolge“.