Im NS-Staat

Das festgefügte katholische Milieu machte es der NSDAP schwer, in Kronau Fuß zu fassen. Erst 1929 begann sich dies zu ändern, als der spätere Bürgermeister Friedrich Heß mit seiner Familie nach Kronau zurück kam. Noch bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 musste sich die NSDAP lokal mit 30 Prozent der Stimmen begnügen; in den evangelischen Gemeinden der Region kam sie da teilweise schon auf das Doppelte.

Zu den propagandistisch hoch gespielten Erfolgen zählten auch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, bei denen die Arbeitslosen mit einfachsten Werkzeugen zum Beispiel Entwässerungsgräben aushoben. Hier sind Otto Dammert (ganz links) und Willi Dammert (ganz rechts, im Vordergrund) zu sehen.zoom
Zu den propagandistisch hoch gespielten Erfolgen zählten auch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, bei denen die Arbeitslosen mit einfachsten Werkzeugen zum Beispiel Entwässerungsgräben aushoben. Hier sind Otto Dammert (ganz links) und Willi Dammert (ganz rechts, im Vordergrund) zu sehen.

Aber als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, begann man sich schnell mit den neuen Verhältnissen zu arrangieren. Bei der Reichstagswahl am 5. März gab es bereits mehr Stimmen für die NSDAP wie für das Zentrum. Und bei der ersten Volksabstimmung am 12. November 1933 fand die Politik Hitlers mit fast 98 Prozent Ja-Stimmen mehr Zustimmung als im Reichsdurchschnitt, der ‚nur’ 95 Prozent betrug.

Das 1936 erstellte Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in einer zeitgenössischen Aufnahme.zoom
Das 1936 erstellte Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in einer zeitgenössischen Aufnahme.

Allerdings muss man dabei bedenken, dass nur die Stellungnahme zum Austritt aus dem Völkerbund gefragt war. Und der war damals genauso akzeptiert wie später die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht oder der Anschluss Österreichs ans Reich. Das waren alles keineswegs nur für die Nationalsozialisten typische Forderungen. Über die Judenpolitik wurde dagegen nie abgestimmt und über den Beginn des Zweiten Weltkriegs auch nicht. Da hätte es sicher keine Mehrheiten gegeben.

Seine wahren Ziele verschleierte das Regime hinter Maßnahmen, die bis heute positiv erinnert werden. Auch in Kronau wurde mit dem Arbeitsdienst Arbeitslosigkeit beseitigt und mit imposanten Plänen weit in die Zukunft vorausgegriffen. Und wer wollte etwas gegen das 1936 erstellte Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs einwenden? Was im Arbeitslager Kislau genau vorging, wollten dagegen nur die wenigsten wissen, und dasselbe galt auch für Fragen nach dem Besitz jüdischer Zigarrenfabrikanten in Kronau.

Am Ende wurden alle in einen Krieg hineingezogen, den nur die wenigsten gewollt hatten. Mit dem militärischen Sieg der Alliierten begannen 1945 auch in Kronau ganz neue Zeiten.

Die Pläne für ein HJ-Heim mit großzügigen Sportanlagen wurden nie verwirklicht.zoom
Die Pläne für ein HJ-Heim mit großzügigen Sportanlagen wurden nie verwirklicht.